Im Fokus der Fussball-Schweiz

Im Fokus der Fussball-Schweiz

Ehre für zwei Werdenberger: Nikolaj Hänni und Johannes Vogel leiten morgen den Cupfinal. Den Höhepunkt in ihrer Schiedsrichterlaufbahn gehen sie mit grossem Respekt und guter Vorbereitung an. Und natürlich sind sie etwas nervös.

Die Hauptakteure beim morgigen Spektakel in Basel sind die Spieler in Rot-Blau und Weiss-Rot, die Kicker aus Basel und Sion. Ertönt aber während des Spiels ein Pfiff des Schiedsrichters oder zeigt die Fahne des Assistenten ein Abseits an, rücken zwei Werdenberger in den Fokus der Fussball-Schweiz.

Hänni: Laufbahn-Ziel erreicht
Nikolaj Hänni aus Gams arbeitet als Projektleiter im Bauwesen. Seit 2011 ist er Fifa-Schiedsrichter und hat schon rund 120 Spieleder Super League geleitet. Als sein Talent erkannt wurde und er sich Liga um Liga emporarbeitete, setzte sich der heute 39-Jährige ein grosses Ziel: Cupfinal. Morgen ist es also soweit. Die Nomination kam für ihn nicht völlig überraschend, denn es gab Anzeichen im Vorfeld. Hänni wurde nicht mehr für Spiele der beiden Cupfinalisten aufgeboten und kam in jüngster Zeit in der Challenge League zum Einsatz. «Damit wurde ich als Cupfinal-Schiedsrichter etwas aus dem Fokus der Medien herausgenommen. Trotzdem blieb ich im Rhythmus», erklärt Hänni die Strategie von Schiedsrichter- Chef Carlo Bertolini.
Die Freude auf das Spiel mit seiner besonderen Affiche ist grösser als die Nervosität. Allerdings spürte Hänni in diesenTagen immer wieder: «Da ist einfach etwas vorhanden, das anders ist. So intensiv habe ich es noch nie erlebt, ob im Training oder bei der Arbeit, die für mich ein wichtiger Ausgleich ist und wo ich normalerweise auch vom Fussball abschalten kann.» Da sind beispielsweise die vielen Mails, mit denen er eingedeckt wird: über die Zeremonien am Cupfinal, über alle Eventualitäten, die es zu beachten gilt usw. Hänni nimmt sie zwar zur Kenntnis, weiss aber, dass sich diese Besonderheiten vor allem der vierte Offizielle verinnerlicht hat, um ihn gegebenenfalls per Headset zu unterstützen.
Sein Fokus gilt dem Spiel. Er hofft, dass er spätestens mit dem Anpfiff um 14 Uhr in den Normal-Modus schalten und den Cupfinal wie jedes andere Super-League-Spiel leiten kann. Kollegen mit Erfahrung haben ihm aber versichert, dass es trotzdem etwas Spezielles sein werde.

Vogel: Ein ganz normales Spiel
Einer von Hännis Assistenten wird ein Kollege aus dem Nachbardorf. Johannes Vogel vom Grabserberg, auch er 39jährig, ist einer der beiden Assistenten an der Linie. Der Cupfinal ist damit fest in Werdenberger Hand. Auch Vogel ist ein Fifa-erprobter Mann. Im Stade de France vor 75000 Zuschauern war er beim Spiel Frankreich–Spanien mit von der Partie, und neun Tage nach dem Cupfinal geht’s nach Danzig zur Partie Polen-Griechenland. «Der Cupfinal ist aber etwas ganz Besonderes, der Höhepunkt in der Schweiz für einen Schiedsrichter-Assistenten.» Johannes Vogel redet sich ein, dass das  morgige Spiel ein ganz normales sei. Aber auch er spürt in der Vorbereitung, dass sich da etwas Grösseres anbahnt.
Im Gegensatz zu Hänni war bei Vogel der Cupfinal nie dasgrosse Ziel, das er von Beginn weg angestrebt hat. Umso schöner,  dass er nun trotzdem dafür aufgeboten wurde. Ihn freut auch, dass er dieses Erlebnis mit Nikolaj Hänni teilen darf, «es ist sicher einmalig, dass zwei Kollegen aus Nachbardörfern in einem Cupfinal dabei sind».
Johannes Vogel versuchte in der Vorbereitung alles gleich zu machen wie sonst, «ich habe einzig darauf geachtet, in diesen Tagen etwas mehr zu schlafen. Und beim Training bin ich nicht an den Anschlag gegangen, um mir die Spritzigkeit zu erhalten.» Vogel arbeitet im Gegensatz zu Hänni, der sein berufliches Pensum wegen der Schiedsrichterei etwas reduziert hat, zu 100 Prozent als Technischer Kaufmann.

Schon heute einrücken
Dass der Cupfinal etwas Besonders ist, zeigt sich auch in der Vorbereitung.DasSchiedsrichter- Gespann trifft sich bereits heute, einen Tag vor dem Grossereignis im Basler St. Jakob-Park. Auf dem Programm für Hänni, Vogel und ihre Kollegen stehen dabei auch ein gemeinsames Training und ein gemeinsames Nachtessen sowie viele Besprechungen. Die Familienangehörigen sind aber nicht dabei. Sie werden sich erst am Sonntag im Stadion einfinden. Hännis Freundin beispielsweise wird erst zum zweiten Mal überhaupt im Stadion sein, wenn ihr Nikolaj pfeift. Für Johannes werden auf den Zuschauerrängen seine Frau und die älteste Tochter sowie der Göttibub die Daumen drücken. Hänni und
Vogel werden ihre Liebsten erst zu Hause in Gams und Grabs wieder treffen.
Wenn der Cupfinal schon der Höhepunkt einer Schiedsrichter-Karriere ist, was bleibt denn danach als Motivation übrig? Der Schiedsrichter und der Assistent sind sich einig: Die Karriere geht, bereichert umein einmaliges Erlebnis, weiter. Beide haben sie noch viel Spass und denken darum noch nicht an den Rücktritt.

Quelle, Werdenberger und Obertoggenburger (Heini Schwendener)